Review des Festivals Suau: Ein Triumph voller Intimität und Emotion

Drei bezaubernde Nächte voller neoklassischer Wunder im Kongresszentrum.

Das erste Festival Suau hat sich einen einzigartigen Platz in Ibizas Kulturlandschaft geschaffen und bietet eine radikale Alternative zur energiegeladenen Clubszene der Insel. Drei Nächte lang bewies dieses sorgfältig kuratierte Neoklassik- und Ambient-Erlebnis – mit einem ausgeprägten elektronischen Unterton – im Kongresszentrum von Santa Eulalia, dass es auf Ibiza definitiv ein Publikum für diese Musikrichtung gibt.

Federico Albanese mit den Festivalorganisatorinnen Elisa (rechts) und Raquel (links) Ortiz

Federico Albanese eröffnete das Festival mit Liedern aus seinem aktuellen Album Blackbirds and the Sun of October (XXIM / Sony). Der italienische Komponist und Pianist trat im Soloformat auf und kombinierte Klavier, synthetische Streicher und elektronische Texturen mit filmischer Weite und emotionaler Sensibilität.

Es war ein Konzert, das man mit geschlossenen Augen genießen konnte, während man sich auf eine bewegende innere Reise begab, geprägt von einer Atmosphäre mit melancholischen und dramatischen Aspekten, getragen von hypnotischen, repetitiven Sequenzen. Zum Abschluss präsentierte er „Feel Again“ – eine Art umgekehrtes Karaoke, bei dem Federico live Klavier spielte und eine Aufnahme des stimmungsvollen Spoken-Word-Gesangs des für den Mercury Prize nominierten Künstlers Ghostpoet begleitete. Das Ergebnis war eine eindringlich kraftvolle Zusammenarbeit, bei der Albaneses subtiles Klavierspiel und seine Ambient-Texte wunderbar mit Ghostpoets emotionalen Texten verschmolzen.

Die zweite Nacht gehörte Evgeny Grinko, dessen Darbietung schlichtweg hypnotisierend war. Der russische Komponist schuf eine erstaunliche Klangtiefe, indem er nur Klavier, Cello und Violine einsetzte und gelegentlich Gitarren- und Keyboard-Texturen hinzufügte.

Begleitet von seinen Stammmusikern, der Cellistin Yana Chekina und dem Geiger Pavel Matckevich, spielte er einige seiner bekanntesten Stücke wie „Valse“ und „Lullaby for Erik“. Meisterhaft involvierte er die begeisterten Zuhörer und brachte das gesamte Publikum dazu, seine Bewegungen mühelos nachzuahmen und synchron mit den Fingern zu schnippen. Die subtile Meisterleistung der Inszenierung – stimmungsvolles Licht, das durch sanften Nebel brach – machte die Aufführung zu einem wahrhaft intensiven Erlebnis.

Niklas Paschburg

Den Abschluss des Festivals bildete Niklas Paschburgs wunderbar eigenwilliges Set. Der Hamburger Künstler verzauberte das Publikum sofort mit seinen verspielten deutschen Einwürfen – „Ja!“ – und führte uns anschließend durch seine einzigartige Klangwelt.

Umgeben von fünf leuchtenden Lichtsäulen und mystischem Nebel bewegte sich Paschburg nahtlos zwischen Flügel, dem Akkordeon seines Großvaters und Vintage-Synthesizern und schuf durch Live-Sampling komplexe Klanglandschaften.

Was als melancholische Klavierstücke begann, entwickelte sich allmählich zu ausgedehnten elektronischen Kompositionen, wobei jede Ebene eine weitere Facette der faszinierenden kreativen Reise des jungen Künstlers enthüllte.

Zwei Höhepunkte waren seine Hommage an die Berge, „Ried-Brig“, inspiriert von seinem jüngsten Aufenthalt in Mexiko, und an das Meer mit seiner Komposition „Oceanic“. Beide nahmen uns mit auf eine Reise, die tiefen Respekt vor der Erhabenheit der Natur in ihrem wilden und unberührten Zustand zum Ausdruck brachte.

Die Reaktion des Publikums sprach buchstäblich Bände. Es war klar, dass viele von ihnen das Erlebnis zutiefst bewegt hatte.

Angesichts der überwältigend positiven Resonanz und der offensichtlichen Nachfrage nach weiteren Events sind die jungen, engagierten Organisatoren Elisa Ortiz und Carlos Vesperinas zuversichtlich, dass das Festival Suau 2026 wieder stattfinden wird. Diese Debütausgabe hat einen bemerkenswerten Präzedenzfall geschaffen und bewiesen, dass Ibizas Appetit auf besinnliche, emotional reiche Musikerlebnisse seinem legendären Partygeist entspricht.

Für alle, die inmitten des Sommertrubels auf der Partyinsel nach Momenten echter Verbundenheit und künstlerischer Tiefe suchten, hat sich das Festival Suau als unverzichtbares Hörerlebnis erwiesen.

Titelbild | Niklas Paschburg
Fotos | Alex Zito

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